Ein Auftrag des Herzogs Philipp …

1610 beauftragte der Herrscher über den Ostteil Pommerns, der Stettiner Herzog Philipp II. (1573–1618), den Universitätsprofessor Eilhard Lubinus aus Rostock mit der Erstellung einer Karte Pommerns. Die Aufgabe erwies sich jedoch als so schwierig und komplex, dass erst nach acht Jahren die ersten Exemplare der Großen Karte des Herzogtums Pommern die Druckerei verlassen haben. Heute wird diese Karte nicht nur als ein Meisterwerk kartographischer Kunst, sondern auch als eine solide Quelle historischen Wissens angesehen.

Der Reiseführer, den Sie in Ihren Händen halten, bezieht sich auf dieses Werk. Man sollte demnach einige Worte zu dem Auftraggeber, zum Meister der Karte und zu dem Werk selbst sagen.
Herzog Philipp II., der seit 1606 über das Herzogtum Stettin regierte, war zweifelsohne ein großer Herrscher und sehr gebildeter Mensch. Dank seiner wohlüberlegten Politik hat sich das Herzogtum wirtschaftlich und kulturell prächtig entwickelt. Der Herzog war auch als Bibliophiler, Kunstsammler und Mäzen bekannt. Während seiner Regierungszeit wurde der Museumsflügel (Münzflügel) des Schlosses Pommerscher Herzöge errichtet.

Indem Herzog Philipp II. die Erstellung der Karte in Auftrag gab, hoffte er auf reale Vorteile. Die Karte sollte vor allem eine detaillierte Beschreibung des Herzogtums Pommern enthalten und auf diese Weise einer effektiven Regierung dienen. Die Karte hatte außerdem eine Propagandafunktion und Prestigecharakter. Das Ziel der Karte bestand in der Verbreitung der Darstellung von Pommern als eines reichen und von der Greifen-Dynastie, die hier seit dem 12. Jahrhundert regierte, gut verwalteten Landes. Darüber hinaus sollte die Karte die Verdienste dieser Dynastie, und natürlich des Herzogs Philipp II. selbst, hervorheben und zu ihrem Ruhm beitragen.

Die Beauftragung von Lubinus mit der Erstellung der Karte resultierte aus der Tatsache, dass dieser große Wissenschaftler 1609 eine vorzügliche Karte von Rügen erstellt hatte, die den Herzog sehr beeindruckte. Der Herzog finanzierte das Vorhaben, und es gelang ihm, seinen über den Westteil Pommerns herrschenden Cousin, Philipp Julius, den Herzog zu Wolgast, für diese Sache zu gewinnen. Zu dieser Zeit nämlich war Pommern in zwei Teile geteilt: in den Stettiner und den Wolgaster Teil.
Lubinus nahm sich der Sache energisch an. Zuerst machte er sich mit den Dokumenten im herzoglichen Archiv in Wolgast sowie mit anderen notwendigen Materialien vertraut, danach unternahm er drei Reisen durch Pommern: zwei in den Jahren 1611–1613 und eine dritte im Jahr 1617. Seine Messungen führte er mit einfachen Hilfsmitteln durch, mit Astrolabium, Zirkel, Jakobsstab und Quadrant. Es ist bekannt, dass während der Messungen Lubinus oft auf Kirchentürme kletterte oder auf verschiedene Anhöhen stieg. Die Karte zeichnete der Wissenschaftler auf dem Stettiner Schloss. Im Winter 1617/18 wurde die gezeichnete Karte, die vom Herzog akzeptiert wurde, in das damalige kartographische Zentrum nach Amsterdam geschickt. Die Karte war zu groß, um sie auf einem Blatt zu drucken. Deswegen wurden dort auf der Grundlage der Lubinʼschen Zeichnung zwölf Kupferstichplatten gestochen und geätzt. Im Herbst 1618 wurden die ersten Exemplare der Karte gedruckt. Bedauerlicherweise starb Herzog Philipp II. im Februar dieses Jahres und hat somit die Verwirklichung seiner Idee nicht mehr erlebt. Lubinus war mit der Stettiner Ausgabe der Karte sehr unzufrieden. Der Grund für seine Unzufriedenheit war die mangelhafte Qualität des Papiers, das aus dem Papierwerk in Płonie geliefert wurde. Auf die nächste Ausgabe der Karte musste man sehr lange warten. Die verloren gegangenen Kupferstichplatten wurden erst 1756 in Greifswald wiederentdeckt. Nach zwei weiteren Jahren wurden mehrere Exemplare der Karte in Hamburg erstellt.

Das Werk von Lubinus gehörte zu den großartigsten Karten seiner Zeit. Angesichts der Unvollkommenheit damaliger Messgeräte war sie auch eine sehr genaue Arbeit. Erstaunlich ist nicht nur die Menge an solideren Informationen, die auf dieser Karte enthalten sind, sondern auch die wohl überlegte, wunderschöne graphische Form. Die Karte von Lubinus ist für die Forscher über die Geschichte Pommerns ein Werk von unschätzbarem Wert, eine hervorragende wissenschaftliche Errungenschaft der Epoche und ein Kunstwerk zugleich. Diese Karte kann auf dem Schloss Pommerscher Herzöge in Szczecin, im Nationalmuseum in Szczecin sowie u. a. in Greifswald, Szczecinek, Słupsk, Kołobrzeg und Darłowo bewundert werden.