Kurze Beschreibung Pommerns und seiner Denkwürdigkeiten (1617) – E. Lubinus

Pommern ist von den alten Sueven, den Anwohnern des Suevischen Meeres, so genannt worden, wie wenn man sagt Pomeer „am Meere“, nach anderer Auffasssung aus dem slawischen Pomercze, was dieselbe Bedeutung hat. Diese Ableitung zeigt, daß Pommern dem Baltischen und Wendischen Meere, welches die Ostsee genannt wird, in einer Länge von 60 Meilen und mehr vorgelagert ist, wie ein gekrümmter Bogen, während auf der gegenüberliegenden Seite des Meeres die Königreiche Dänemark und Schweden liegen. Auf der anderen Seite aber wird Pommern vom Königreich Polen und Kurfürstentum Brandenburg ein­geschlossen. Im Westen wird es vom Herzogtum Mecklenburg und im Osten vom Herzogtum Preußen begrenzt.

Bisher sind die Geographen im Irrtum befangen gewesen, wenn sie alles Land, das zwischen Preußen und Holstein gelegen ist, zu Pommern gerechnet haben oder wenn sie Pommern zur Markgrafschaft Brandenburg oder zu Polen gerechnet haben, während es doch bereits seit fast 450 Jahren unmittelbares Reichs­land ist. Einstmals war es viel länger und breiter, da es sich im Osten bis über die Weichsel ausdehnte und die Stadt Danzig und das von den pommerschen Herzögen gegründete Kloster Oliva mit umfaßte. Und im Süden umfaßte es die Uckermark und die Neumark, zwei über 34 Meilen sich ausdehnende Provinzen und im Westen den ganzen Landstrich bis zur Warnow, die die Stadt Rostock bespült und von der die Wariner ihren Namen er­halten haben. Seitdem ist Pommern unter dem Titel eines König­reiches, da es keinen Oberherrn kannte, auch nach den Zeiten Karls des Großen regiert worden. Daher wird auch Wartislaus I., der schon Christ geworden war, von Saxo Grammatikus noch König genannt. Dessen beide Söhne behielten, mögen sie auch von Kaiser Friedrich Barbarossa mit ihrem eigenen Willen zu Fürsten des Deutschen Reiches gemacht worden sein, doch die königliche Würde ihrer Vorgänger und die genannten Provinzen über 100 Jahre nebst ihren Nachkommen bei. Später gab Barnim I., der nur einen einzigen Sohn und diese so zahlreichen Provinzen hatte, seine Tochter dem Markgrafen zur Ehe und zugleich die ganze Uckermark als Mitgift. Die Neumark wurde losgerissen infolge der Kriege, die zwischen Swantipolk, dem pommerschen Achilles, und den Polen, den Markgrafen und den Kreuz­herren geführt worden sind. Mag die Neumark später auch dem Markgrafen von den Kreuzherren entrissen worden und in der Folge an Pommern zurückgefallen sein, so kam sie doch bald durch Eheschließungen und andere Verträge wiederum an die Markgrafen, so jedoch, daß, wenn die Linie der Markgrafen ausstürbe, sie an Pommern zurückfalle, und umgekehrt, wenn die Pommern aus­stürben – was Gott verhüten wolle! – daß Pommern den Mark­grafen anheimfiele.

Pomerellen vermachte Mestovin durch ein Testament dem Polenfürsten Primislaus, seinem Enkel schwesterlicherseits, und trennte so die Tochter von der Mutter. Auch die Mecklenburger rissen zur Zeit eines Krieges zwischen Pommern und Branden­burg, Dargun, Stavenhagen, Broda und das von den Pommern gegründete Ivenak an sich. Und so mag der pommersche Greif dasselbe Schicksal wie der römische Adler erfahren haben, da ihm von verschiedenen Seiten die Federn auf verschiedene Weise ausgerupft wurden.

Diese so großen Verluste hat Gottes Güte einigermaßen aus­geglichen im Jahre 1325 durch den Anheimfall des Fürstentums Rügen und im Jahre 1357 durch den Anheimfall der Grafschaft Gützkow, in beiden Fällen durch den Tod der Besitzer.

Heute besitzt Pommern diejenigen Grenzen, die auf dieser Karte angegeben sind: im Westen grenzt es an Mecklenburg, im Süden an die Uckermark, im Südosten an die Neumark, im Osten an Pomerellen, ungefähr vom sechsten Meilenstein von Danzig aus. Die ganze Nordseite begrenzt die Ostsee, deren Länge sich auf weit mehr als 60 Meilen erstrecken mag, während ihre Breite selten über 12, meist nur 10, 8, 7 Meilen beträgt; in der Gegend von Kolberg verengt sie sich auf 4 Meilen. Die Breite der Gegenden erhellt aus der Karte.

Pommern war ehedem in das diesseitige und das jenseitige Pommern zerteilt. Jenes, welches die Herzogtümer Stettin und Pommern umfaßte, erstreckte sich ostwärts bis zum Gollenberg nahe bei Köslin. Das Land zwischen Persante und Weichsel ge­hörte zum jenseitigen Landesteile. Jenes zerfällt wieder in vier Herzogtümer, ein Fürstentum, ein Bistum, eine Grafschaft und zwei Herrschaften. Erstens Stettin, das von den Völkern, die vor Christi Geburt diese Gegenden bewohnt haben, Sedinum genannt wurde, liegt zwischen Peene und Ihna; zweitens Pommern im engeren Sinne liegt zwischen Ihna und Wipper; drittens Kaschubien, das ehedem den Hauptteil Pomerellens umfaßte, liegt bereits in der Umgegend von Lauenburg und Bütow; viertens Wendenland liegt in der Gegend von Rummelsburg, Rügenwalde, Schlawe und Stolp.

Das Fürstentum Rügen hatte einst eigene Könige, unter ihnen den Odoaker, der einstmals Italien mit Waffengewalt unterjocht hat. Hierzu gehörten außer dem Teile, der noch jetzt Rügen im eigentlichen Sinne genannt wird, Stralsund, Barth, Triebsees, Grimmen, Loitz und andere Städte. Der Durchmesser der Insel Rügen beträgt nur 7 Meilen, aber der Umkreis beträgt wegen der mannigfachen Meeresbuchten, Bodden und Vorsprünge, wegen der Inseln und Halbinseln sogar 70 Meilen. Einst war Rügen bei weitem größer, da es mit der Insel Ruden in Zusammenhang stand, die die Gewalt des Meeres im Jahre 1309 von jener losriß, wobei das Neue Tief entstand, auf dem noch jetzt größere Schiffe fahren können. Rügen ist überaus reich an Fischen; doch ist der Herings­fang, der ehedem unglaublich groß war, zur Zeit nur mittelmäßig. Bergen, die Hauptstadt und zugleich der Mittelpunkt der Insel, ist kürzlich mit dem Stadtrecht beschenkt worden. Außer dieser Stadt enthält die Insel noch die Flecken Garz, Gingst, Wiek, Sagard. Wölfe gibt es nicht auf Rügen, aber auch keine Ratten; indessen sollen Ratten neuerdings durch Schiffbrüche doch nach Wittow gekommen sein.

Das Bistum Cammin ist einem Erzbistum ähnlich; denn es erkennt keinen Metropoliten, sondern nur die Herzöge von Pommern als Herrn und Beschützer an. Zu dem Bistum gehört Cammin, Köslin, Kolberg, Körlin, Bublitz, Gülzow. An der Stadt Freienwalde hat es auch Anrecht. Seine Vasallen sind die Grafen von Eberstein. Klöster sind in Pommern 24 und mehr gewesen.

In der Grafschaft Gützkow liegt die Stadt Gützkow; der Grund und Boden derselben ist gar fruchtbar und fett. Die Herr­schaften Lauenburg und Bütow hat Erich II. in einem mit den Deutschmeistern geführten Kriege ungefähr im Jahre 1455 sich unterworfen. Sie sind Pommern durch Erbrecht untertan und erkennen dabei doch den Polenkönig an, so oft ein neuer König gewählt wird, jedoch nicht als ihren Lehnsherrn, und sie leisten ihm auch keine Dienste.

In diesen Provinzen ist die Temperatur der Luft maßvoll. Wenn sich etwas Ungesundes aus den sumpfigen Oertlichkeiten zusammenzieht, wird es durch die Nachbarschaft des Meeres und durch die Bewegung der Winde so durchgepeitscht, daß epidemische Krankheiten und Pest hier selten grassieren. Der Aussatz tritt sehr selten auf und ist fast unerhört.

Berge sind in geringer Zahl vorhanden, außer dem Gollenberge, in der Nähe von Köslin. Der sehr hohe, sagenreiche Revekol ragt über Schmolsin herein; der Ossa liegt bei Danzig, die Podejucher Höhen bei Stettin. Daher ist Pommern genügend fruchtbar und beschenkt seine Bewohner mit reichen Erträgen der Viehzucht und des Getreidebaues, wie mit Weizen, der um Pyritz auf einem umfangreichen und wunderbar fetten Landstrich reich­lich wächst, mit Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen, welschem Fench, Buchweizen, Lupinen, Leinen, Hanf usw. Von diesen Erzeugnissen werden alljährlich einige tausend Lasten von hier nach anderen Orten exportiert.

Pommern erzeugt edle und mutige Pferde; Rinder und Schweine bringt es in reicher Menge hervor. In den meisten Gegenden sind Schafherden und Schafställe. Alljährlich wird von hier eine unermeßliche Menge vortrefflicher Wolle zu Wasser nach Belgien, Frankreich und England, und zu Lande nach Meißen, Schlesien und Preußen ausgeführt. An Butter, Käse und Schinken, der anderswo in hoher Wertschätzung steht, sind hier ausreichende Mengen vorhanden.

Kohlarten, Aepfel, Birnen, Haselnüsse, Walnüsse, Nüsse, Kirschen, Gurken, Kürbisse, Pfirsiche, Quitten, Melonen und andere, auch exotische Früchte, gedeihen hier so, daß ganze Schiffsladungen davon nach Preußen und Livland geschickt werden. An Honig und Wachs gibt es hier eine reiche Menge. Weine fehlen, werden aber vom Rhein, aus Frankreich und aus Spanien eingeführt. Jedoch gibt es zwei Weingärten nahe bei Stettin; weißen und roten Wein bringen sie meistenteils glücklich zur Reife.

Metalle fehlen, jedoch finden sich Eisengruben und Kreide­berge und so große Kalkmassen, daß aus einem einzigen Fels zuweilen 20 Lasten Kalk gewonnen werden. Aus den Podejucher Bergen und nahe der Swine wird der bei weitem beste Kalk ge­fördert. Es kommt ferner eine Erde vor, aus der Natron gewonnen wird, und ebenso ein Metall, das wir Deutsche Victril nennen. Es findet sich auch der Spiegelstein „Marien-Eis“ und der kiesige Stein „Beinbruch“. In Kolberg gibt es drei Salzquellen; von dort be­zieht die ganze Nachbarschaft weißes, treffliches Salz in aus­reichender Menge. Am Meeresstrande wird Bernstein in mäßiger Menge gefunden. In der Nähe von Neustettin ist eine Glasfabrik, deren Erzeugnisse sehr gelobt werden.

Pommern war einst gar zu wenig angebaut. In seinen weiten Wäldern ernährte es Büffel, Wisent, Auerochsen, Bären, Elche, Wildpferde und große Schlangen, die wir Deutsche „Haselwurme“ nennen. Hier werden Edelhirsche gefangen, die ein Gewicht von 8 oder 9 Zentnern erlangen und ein reichverziertes Gehörn tragen. Ebenso gibt es Damwild, Rehe, Eber, Marder, Wölfe, Füchse, Iltisse, Dachse, Eichhörnchen, Fischottern, Biber usw. Ebenso Edelvögel, wie Kraniche, Trappen, Auerhähne, Rebhühner, Hasel­hühner, Gänse, Wildenten, Kropfgänse, Krammetsvögel, Lerchen, Wachteln, Stare und sehr viele andere. In der Nähe von Zachan ist ein berühmter Reiherhain, in dem ausgezeichnete Federn gelesen werden. Die hier gefangenen Falken werden nach Frankreich, England und Spanien ausgeführt. Ungeheure Wälder gibt es hier, in denen Tannen zu Schiffsmasten und Eichen zum Häuserbau wachsen. Ebenso gibt es hier Erlen, Birken, Buchen, Eschen, Ahorn, Bergeschen, Linden, Fichten, Eiben und sehr viele andere Arten. Schiffbare Flüsse sind 13 an der Zahl, unter ihnen ist die Oder der größte Fluß. Sie bilden 11 Häfen, wie man auf der Karte sehen kann, so viele wie in keiner anderen Provinz Deutschlands.

Das Frische Haff wimmelt von einer unglaublichen Menge an Fischen. Seine Länge beträgt 9, seine Breite 3– 4 Meilen. In das Frische Haff ergießt sich nebst anderen Flüssen die Oder, und indem sie in drei Mündungsarmen in das Meer ausmündet, bildet sie zwei Inseln, nämlich Usedom, auf dem einst Vineta lag, und Wollin, auf dem einst Julin lag, – zwei im ganzen Norden be­rühmte Städte.

Außerdem gibt es in Pommern mehr als 1000 kleinere Seen, aus denen eine so große Menge von Fischen kommt, daß kaum irgendeine andere Gegend in dieser Beziehung mit Pommern wett­eifern kann. Es finden sich über 70 Arten von Fischen. Im Jahre 1545 wurde in der Nähe von Eldena ein Delphin, auf deutsch ein Braunfisch, von 24 Fuß Länge gefangen, der so viel rohe Fische im Bauche hatte, daß drei Tonnen damit gefüllt wurden; darunter war ein noch lebender Hecht von der Länge einer Elle. Im Dammschen See ist in diesem Jahre ein Stör von 346 Pfund Gewicht gefangen worden. Im Madüesee, der das vornehme Kloster Kolbatz bespült, werden Muränen gefangen, fünf Spannen lang, welche ein­gekocht sich großer Wertschätzung erfreuen. Auf dem Frischen Haff wird im Winter unter dem Eise mit ungeheuren Netzen ge­fischt, die mitsamt den Tauen, vermittelst deren sie gezogen werden, eine Viertel Meile lang sind. In diesen Netzen sind zuweilen mit einem einzigen Zuge Fische im Werte von 300, 600, 900, einmal sogar im Werte von 1400 Gulden gefangen worden. Diese Menge der Fische muß man für um so größer achten, je billiger man sie hier kauft; werden doch oft für 1 Schilling so viel Fische gekauft, daß sie für 12 Personen genügen. Von den Fischen, die im Salz­meer, und ebenso von denen, die im Frischen Haff Vorkommen, findet der Leser ein Verzeichnis in deutscher Sprache auf der Karte.

Die Bewohner des Landes zur Zeit Cäsars hießen Suaven – ein Name, den noch jetzt eine sehr alte Adelsfamilie führt – Semnonen, Longobarden, Reudigner, Avionen, Angler, Variner, Eudocen, Suardonen, Nuithonen, Gothonen, Lemovier, Rugier, Sediner – Namen, deren Ueberreste noch jetzt vorhanden sind – Gothen, Lobeburger, Rugianer, Stettiner, wie Clüver III Kap. 35 zeigt: Als diese Völker um das Jahr 400 nach Christi Geburt nach Gallien, Spanien und Afrika vordrangen und diese Gegenden be­setzten, kamen an ihrer Stelle die Wenden und Slawen nach Pommern, erkannten die aus jenen Kriegen zurückflutenden Goten als ihre Herrn an und vermischten sich mit jenen und mit den zurückgebliebenen Longobarden und Rugiern.

Die Wenden waren aber von verschiedenen Stämmen: Heneter, Winiter, Winuler, Wizalben, Wilsen, Tolenser, Redarier, Luticier, Circipanen, Kyciner. Die Nachkommen aller dieser, die jene Gegenden innehaben, werden mit einem und demselben Namen benannt.

Die Pomeranen endlich wurden nach vielen Kriegen mit den Dänen, Polen u. a. um das Jahr 1180 aus dem altdeutschen Sachsenlande nach Pommern gerufen. Sie haben die meisten Städte und Flecken in Pommern gegründet und haben nun schon an 400 Jahre in Pommern gewohnt, mögen auch noch einige Wenden in den Grenzgebieten übrig sein.

Die Pommern sind lange Heiden geblieben, insbesondere die Rügianer, die verschiedene vielköpfige Götzenbilder verehrten. Die Sediner verehrten ein dreiköpfiges Götzenbild mit Namen Triglaff. Endlich wurden sie durch Fürsorge des Polenfürsten Boleslaus durch den heiligen Otto, Bischof von Bamberg und Apostel der Pommern, im Jahre 1124 zu Christus bekehrt. Das reinere Licht des Evangeliums wurde von Gott durch Doktor Luther in diesen Gegenden angezündet, und seit dieser Zeit sind sie Anhänger der reinen Confessio Augustana und werden auch weiterhin mit Gottes Hilfe deren Anhänger bleiben.

Vor Christi Geburt und lange nachher sind diese Provinzen ein Königreich gewesen. Wilzanus heiratete im Jahre 789 die Schwester Karls des Großen. Swantibor und seine Söhne be­herrschten diese Gegenden mit königlicher Macht, ohne einen Ober­herrn anzuerkennen. Seine Vorfahren waren Lubit, Melegast, Celiadrog, Raslitz, Barnim, Wartislaff, Mestibojus, Bogislaff und andere. Endlich im Jahre 1181 wurden des Wartislaus Söhne zu Reichsfürsten gemacht. Deren Nachkommen bewahren diesen Titel unter großem Ruhme. Gott gebe, daß sie ihn auch fernerhin bis zum Ende der Welt bewahren!

Die Herrschaft über Pommern ist nunmehr letzten Endes in zwei Hofhaltungen geteilt, die Stettiner und die Wolgaster. Der Bischof von Cammin hat seine eigene Sonderverwaltung, wie auch die übrigen Fürsten, deren jedem sein Anteil unter be­stimmten Bedingungen zugewiesen ist.

Die unteren Stände, „die Landstände“, haben ihre eigenen bestimmten Vorrechte; sie zerfallen in Geistlichkeit, Ritter und Städte. Unter den Geistlichen ist das Haupt der Bischof von Cammin, dem der Hochmeister von Sonnenburg, der Commendator von Wildenbruch und das Camminer Kapitel folgen. Zum Ritter­stand gehören die Grafen von Eberstein, Herrn in Naugard und Massow, die Barone in Putbus, die erbgesessenen Herrn der Burgen und die löbliche Menge der Adligen, deren Familien ungefähr so zahlreich sind wie Tage im Jahre. Ihre Namen und Wappen zeigt der Rand der Karte in alphabetischer Reihenfolge, ohne der Würde oder dem Vorrange irgendjemandes Eintrag zu tun. Unter ihnen sind Familien, von denen eine einzige 50 oder 60 Lehnsleute zu Pferde ausführen kann. Die meisten erfreuen sich der Vorrechte in bezug auf Gerichte, Jagden, Fischereien u. s. w. Unter den Adligen gibt es einige, welche Leute von niederem Adel, Vasallen, Bürger­schaften und Städte unter sich haben. Sie selbst sind Vasallen der Landesfürsten, denen sie zu gewissen Ritterdiensten verpflichtet sind. Aus ihren Reihen stammen die Bischöfe, Weiwoden, Hauptleute und Obersten und andere bedeutende Männer, die sich in den Wissen­schaften und im Waffendienst, im Krieg und Frieden auszeichneten.

Die Landesuniversität befindet sich zu Greifswald. Sie ist von Wartislaus X. im Jahre 1455 (richtiger 1456) gegründet und: mit denselben Vorrechten ausgestattet, wie die Kölner Universität. Nicht minder berühmt ist das Gymnasium zu Stettin, das im Jahre 1534 (richtiger 1543) von Barnim und Philipp I. gegründet worden ist und das nach seinem Gründer Philipp I. und seinem nunmehrigen Gönner Philipp II. mit Recht Philippeum genannt werden mag.

In Pommern gelegene Städte, die einst in ganz Europa be­rühmt waren, sind Wineta, Julin, Rethre, Arkona, Charentia, die teils des Meeres, meist aber des Krieges Ungestüm vernichtet hat. Zur Zeit sind in Pommern noch 63 Städte übrig. Alle sind auf der Karte verzeichnet, die wichtigeren sind am Rande der Karte abgebildet. Die bedeutendsten sind Stralsund und Stettin. Die übrigen haben auf den Landtagen ihre bestimmten Vertretungen. Die Städte der Adligen erkennen die Rechtsprechung ihrer Herrn an. Berufung wird beim Landesfürsten eingelegt. Die Fürsten und ihre Untertanen bedienen sich des kaiserlichen Rechts, die Städte gebrauchen das lübische, das Magdeburger, das schwerinsche: und das culmsche Recht. An das Kammergericht wird nur appelliert, wenn die Summe über 500 Gulden beträgt. In den Herrschaften. Lauenburg und Bütow wird an das herzogliche Gericht appelliert, und von da an die Person des Herzogs selbst und sein Kammer­gericht; das ist die höchste Instanz.

Die Bauern sind nicht Erbpächter, sondern leibeigen; sie haben kein Eigentumsrecht an ihren Aeckern; wenn sie sich nicht um Geld loskaufen, sind sie nicht imstande, sich nach eigenem Gut­dünken anderswohin zu begeben. Ihren Herren leisten sie die auf­erlegten Dienste, und die Herren können sie, wenn es ihnen beliebt,, aus den Gütern verweisen oder auch anderen ausliefern.

Verzeichnis der Städte: Altstettin, Anklam, Arnhusen, Bahn, Barth, Belgard, Bergen, Berwalde, Bublitz, Bütow, Cammin, Colberg, Cörlin, Cöslin, Daber, Damm, Damgarten, Demmin, Freien­walde, Garz, Gollnow, Gryphenberg, Gryphenhagen, Gryphswald, Grimme, Gülzow, Gützkow, Jacobshagen, Labes, Lassan, Leba, Lauenburg, Loitz, Massow, Naugard, Neustettin, Niestat (richtiger Neumark), Pasewalk, Penkun, Plate, Pölitz, Pollnow, Polzin, Pyritz, Regenwalde, Richtenberg, Rügenwalde, Rummelsburg, Schlawe, Stargard, Stralsund, Stolp, Stramehl, Treptow a. R., Treptow a. T., Tribsees, Ueckermünde, Usedom, Wangerin, Wolgast, Wollin, Zachan, Zanow.

Verzeichnis der Fische: Ahl, Alant, Barbe, Baars, Bibeln, Blejer, Brunfisch, Brassen, Bretling, Butten, Carpen, Carutzen, Crabben, Dobel, Dors, Eschen, Flundern, Gesen, Goltfisch, Grupen, Grundeln, Gutzen, Hecht, Hering, Hesling, Hornfisch, Husen, Kabbelow, Krebs, Kulebars, Lachs, Lachsforell, Lampret, Mackreln, Maren, Mehrswin, Moderlosken, Musebiter, Mussein, Neunogen, Parmen, Pitzcorn, Plotze, Poggen, Pommuchln, Potfisch, Quappe, Roche, Rodaugen, Rupen, Salmen, Sandaten, Schopen, Schullen, Seecrebs, Seehanen, Seehund, Slei, Smerlin, Snepel, Stenbiter, Stenbutte, Stekerling, Stint, Stockbars, Stoer, Swertfisch, Swopen, Taskencrebs, Tobias, Turn, Ukelei, Wells, Witke, Wolkutze, Zarte, Ziegen, Zutschen, Waterslang.

Literatur:

J. C. C. Oelrichs: Zuverlässige Hist.-geogr. Nachrichten vom Herzogthum Pommern und Fürstenthum Rügen, Berlin 1771 S. 61 bis 110 (Historisch-Kritische Beschreibung der Lubinischen ausser­ordentlich grossen und gar merckwürdigen Land-Charte von Pommern nach ihrer inneren und äusseren Beschaffenheit, insbes. von derselben Urhebern, Mappierer, Verfertigern, Schicksalen und mannichfaltigem Nutzen).

C. Fr. Meyer: Die Lubinsche Karte. Jahresber. des Vereins für Erdkunde zu Stettin 1883–1885, Stettin 1885, S. 13–54.

J. E. Metzner: Die älteste Karte von Pommern. VI. Jahresber. der Geogr. Gesellschaft zu Greifswald, 2. Teil S. 153–169.

E. Metzner: Pommerns älteste Karte. Sonntags-Beilage der Strals. Zeitung 1898 Nr. 1 S. 1– 3.

Lubins Reise durch Ostpommern im Jahre 1612. Balt. Stud. 14 a S. 1–25.

O. Grd. (Grotefend): Die Lubinsche Karte, eine Jubilarin. Monatsblätter, herausgegeben von der Ges. für Pom. Gesch. und Atkde., 1912 XXVI S. 114–119.